„Gesunde Lebensmittel sind der Treibstoff für unseren Körper!“
Das Essen, das wir täglich zu uns nehmen, hat große Auswirkungen auf unsere körperliche und seelische Gesundheit. Deshalb sprechen wir mit Markus über seine verantwortungsvolle Rolle als Koch auf der Sonneninsel. Er erzählt im Interview wie er es schafft Kinder und Jugendliche für gesundes Essen zu begeistern und welche Werte man über Lebensmittel vermitteln kann.
Wie würdest du deine Arbeit auf der Sonneninsel beschreiben?
Für die Sonneninsel zu arbeiten ist etwas ganz Besonderes. Es ist nicht nur das selbstbestimmte Arbeiten als Koch selbst, das mir so gefällt, sondern auch der Umgang miteinander ist sehr wertvoll und achtsam. Gemeinsam mit der großartigen Unterstützung von Marion bekochen wir mit viel Liebe die Familien auf der Sonneninsel.
Mein Aufgabenbereich umfasst demnach nicht nur das Kochen selbst, sondern auch den persönlichen, direkten Kontakt zu den Familien und Kindern. Sehr oft baut man mit den Gästen eine individuelle Beziehung während ihres Aufenthalts auf. Man versucht die Familien dort abzuholen, wo sie sie gerade Unterstützung brauchen. Hier auf der Sonneninsel zu wirken, bedeutet auch, Sonnenstrahlen für die Seele weiterzugeben, aber auch zu empfangen (auch wenn die Sonne mal nicht scheint).
Bei allen Mitarbeitern schwingt viel Idealismus mit. Wir arbeiten hier nicht wegen des Geldes, sondern für Alle ist die Arbeit auf der Sonneninsel eine Herzensangelegenheit. Der Spirit der hier gelebt wird trägt uns alle. Das ganze Team und die Betreuung von auswärts, die Möglichkeiten die da geboten werden, das ist einfach einzigartig für unsere Familien.
Wie bringst du den Kindern gesunde Ernährung näher?
Kindern zu sagen, dass sie gesund essen sollen, funktioniert meiner Erfahrung nach nicht besonders gut. Sie wollen meist ihre eigenen Erfahrungen machen, deshalb lasse ich sie gerne in der Küche mithelfen. Ich habe da keine Berührungsängste. Ich möchte den Kindern vermitteln, dass beim Kochen auch mal was danebengehen und trotzdem etwas Gutes daraus entstehen kann. Aus einer Palatschinke, die nicht so richtig werden will, kann man z.B. leckere Fritatten machen. Ich zeige ihnen Lösungsvorschläge und wie man aus jeder Situation etwas Positives ziehen kann. Es sind oft ganz einfache Dinge mit denen man schon viel bewirken kann.
Wenn etwas gut gelingt oder man etwas Neues lernt, wird das Selbstvertrauen gestärkt. Aber am wichtigsten ist, dass es Spaß macht und auch ein wenig eine Gaudi dabei ist. … und wenn es dann noch den Eltern schmeckt, sind die Kinder megastolz auf ihr Mitwirken und genießen die Wertschätzung. Kinder wollen selber Dinge ausprobieren, in der Sonneninsel-Küche dürfen sie z.B. einen Gemüseturm bauen, Palatschinken umdrehen, den Ofen einschalten, einen Dip garnieren oder auch mal eine lustige Pizza belegen. So versuche ich Neugier und echtes Interesse für gesunde Lebensmittel zu wecken. Dabei ist auch die Pizza-Party entstanden, das ist den Kindern eingefallen.. ich verkleide mich für die Kinder als Clown und das gefällt ihnen natürlich sehr. Wenn du den Kindern Freiraum lässt, dann ist es unglaublich was dabei rauskommt. So versuche ich Neugier und echtes Interesse für gesunde Lebensmittel zu wecken.
Was sollten Kinder täglich essen?
Grundsätzlich sollte man abwechslungsreich essen, der Teller sollte bunt sein und am besten natürlich selbstgekocht. Aber „eigentlich entscheiden die Kinder selbst“ was sie gerne essen. Man kann sie begleiten und unterstützen, aber nicht zwingen.
Auf der Sonneninsel achten wir natürlich auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung, weil das besonders nach oder zwischen einer Krebstherapie wichtig ist. Wir sind alle gefordert zu vermitteln, wie wichtig eine gesunde Ernährung ist. Lebensmittel sind unser Treibstoff (man isst 3-5 Mal am Tag) und wir leben in einer (Stress)-Welt mit vielen Belastungen. Mit guter Ernährung kann man dem entgegenwirken.
In meiner Zeit als Koch habe ich schon viele verschiedene Ernährungskonzepte kennengelernt, diese lasse ich alle auf der Sonneninsel einfließen. Ein Mittagessen auf der Sonneninsel besteht immer aus einem Salatbuffet wo es 4-6 verschiedene Salatarten gibt sowie einer selbstgemachten Suppe. Es gibt schon auch Fleischgerichte, aber immer auch eine vegetarische Option mit Gemüse.
Nachmittags gibt es meist Kuchen, da experimentiere wir gerade mit Dinkel-Vollkorn-Kuchen und Buchweizentorte – die sehr gut bei unseren Gästen ankommen. Abends gibt es ein warmes Gericht oder Jause, aber auch mal Eis-Palatschinken oder Marshmallows vom Grill. Die sind zwar nicht gesund, aber man soll auch genießen (in Maßen).
Vielleicht noch ein einfacher Tipp: in Würfel geschnittene Äpfel, Rosinen oder Sonnenblumenkerne statt Naschereien am Abend mögen die meisten Kinder.
Welche Werte kann man über das Essen vermitteln?
Wir beziehen unsere Lebensmittel so gut wie möglich aus der lokalen Umgebung und schätzen den persönlichen Kontakt zu den Erzeugern. Wir achten auf Bio-Qualität und Saisonalität. Die Säfte stammen beispielsweise von einer Mosterei aus Seekirchen, das Fleisch kaufen wir bei einer Metzgerei in der Umgebung. Der Fisch kommt aus dem Wallersee.
Aber auch aus der umliegenden Natur und dem Wald beziehen wir viele Lebensmittel. Naturkräuter wie Bärlauch, Brennessel oder Löwenzahn verarbeiten wir gerne zu schmackhaften Gerichten wie z.B. Suppe, Pesto, Aufstrich, Hummus, Salz, uvm.) Gewisse Lebensmittel wie z.B. Kräuter oder auch Kartoffel, Beeren, etc. bauen wir schon in unserem Sonneninsel-Garten selber an, aber da wäre noch so viel mehr möglich. Ein Ziel für die Zukunft ist, so viel wie möglich selbst anzubauen. Da sind wir im Gespräch mit Thomas, dem Leiter der Sonneninsel, der immer Verständnis und ein offenes Ohr für neue Ideen hat.
Es sollte wirklich Jedem bewusst sein, dass man sich durchs Essen selbst so viel Gutes tun kann. Das ist auch eine Lebensphilosophie… die für mich genauso schwierig umzusetzen ist… aber wichtig.
Was ist dein Lieblingsgericht?
Alles was die Kinder essen, mag ich selber auch gern. Aber besonders schätze ich die Gemüsesuppe meiner Mama. Ich stamme ja aus Kärnten und immer wenn ich früher heimgekommen bin, dann hat es diese Gemüsesuppe gegeben. Ich habe sie als Kind nicht so geschätzt, heute dafür umso mehr. Und natürlich Kasnudeln, die möchte ich auch bald mal auf der Sonneninsel kochen.
Stichwort Nachhaltigkeit: Wie geht die Sonneninsel mit Essensresten um?
Das fängt beim Einkauf und Auswahl der Lieferanten an und hört beim cleveren Warenmanagement auf. Wenn man gute Qualität kauft, dann verdirbt sie auch nicht so schnell. Wir versuchen nichts wegzuwerfen und das funktioniert auch ganz gut.
Wenn doch mal etwas übrig bleibt, dann essen wir am Abend die Reste, machen z.B. aus Brotresten Knödelbrot oder die Mitarbeiter nehmen es für ihre Haustiere mit nach Hause (z.B. für Hühner oder Hasen, etc.). Die Essensreste kommen dann z.B. in Form eines Hühnereis wieder auf die Sonneninsel zurück – ein schöner Kreislauf, oder?
Der Rest landet am Komposthaufen und wird wieder zu Erde.
Lieber Markus, vielen Dank für das Interview.