„Ich bin sehr stolz auf meine Kinder, auch wenn nicht immer alles perfekt läuft!“
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich der Alltag für uns alle verändert. Er ist geprägt von vielen Einschränkungen und Regeln. Wir haben mit Claudia gesprochen und wollten von ihr wissen, wie sie ihr Leben und den Familienalltag als berufstätige Mama mit zwei schulpflichtigen Kindern im Lockdown meistert.
Liebe Claudia, du warst mit deinem Sohn Adrian schon mehrmals auf der Sonneninsel (bei den Sprachcamps) zu Gast und erinnerst dich gerne an die schöne Zeit zurück. Schön, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns über deine Erfahrungen zu sprechen. Wie hast du den ersten Lockdown erlebt? Wie ist es euch damals ergangen?
Der erste Lockdown war für uns alle sehr heftig. Ich arbeite als Drogistin und hatte in der Arbeit sehr viel zu tun. Das Kaufverhalten der Leute hat sich stark verändert, viele Leute haben sich sehr respektlos verhalten, nicht mehr mit uns geredet, Hamsterkäufe gemacht. Das war schon sehr belastend für mich, denn man fühlte sich als Mensch nicht mehr wahrgenommen.
An meinen freien Tagen haben wir dann Homeschooling gemacht und versucht, die Lerninhalte meines jüngeren Sohns Adrian (11) zu erarbeiten. Adrian ging damals in die 4. Klasse Volksschule. Das selbstständige Arbeiten hat nicht gut funktioniert und nachdem ich drei Tage die Woche arbeite, mussten wir den Stoff in den zwei freien Tagen durchgehen. Deshalb war ich sehr froh, als die Volksschule angeboten hat, Adrian an meinen Arbeitstagen in die Schule zu schicken. Das ging, weil mein Beruf als systemrelevant gilt. Bei meinem größeren Sohn, der bereits in die HTL geht, hat das selbstständige Arbeiten hingegen gut funktioniert.
Leider ist in der Zeit des ersten Lockdowns auch unsere Oma gestorben. Wir konnten sie verabschieden, aber die Situation war nicht leicht, denn man durfte weder Freunde oder Familie treffen um sich auszutauschen.
In unserer Freizeit spielten wir zwischendurch viel Tischtennis, Federball und Fußball, waren aber sonst fast nur zuhause.
Unsere Sonneninsel-Familien sind ja oftmals schon geübt darin schwierige Situationen zu meistern, bzw. wissen, dass sich der Familienalltag aufgrund von Krankheit stark verändern kann. Seit Corona betrifft dies auch alle anderen Familien/Menschen und sie können erahnen, was es heißt, aufgrund einer Krankheit eingeschränkt oder besonders vorsichtig zu sein. Hat sich für euch als Familie seit Corona etwas verändert?
Uns war schon immer wichtig, den Alltag mit den Kindern zu leben. Aber dieser Alltag hat sich insofern durch Corona stark verändert, weil wir plötzlich viel weniger Termine hatten. Meine Jungs sind sehr sportlich und begeisterte Fußballer. An den Wochenenden sind wir deshalb viel unterwegs, sei es auf Turnieren oder beim Training.
Mein Mann ist Sportkegler und ich singe im Chor – das alles findet nicht mehr statt. Man muss auf Hobbys, die man eigentlich gerne macht, verzichten bzw. sich einschränken.
Seit der Pandemie muss man sich ständig auf neue Dinge einstellen, Masken tragen, keine Freunde treffen, Homeschooling, uvm. – wie schafft ihr da den Familienalltag? Wie geht es deinen Kindern mit der Situation? Wie motivierst du deine Kinder?
Ich bin sehr stolz auf meine Kinder. Auch wenn nicht alles perfekt läuft, so gibt es keinerlei Diskussionen wegen Freunde treffen, rausgehen oder sonstigen Aktivitäten. Ich musste meinen Kindern nichts erklären. Sie haben die Situation verstanden und sind sehr diszipliniert. Vor allem meinen Großen bewundere ich. Er wird bald 17 Jahre, ist also in einem Alter wo er fortgehen und sich mit Freunden treffen dürfte… da verstehe ich, dass das nicht leicht ist.
Nur Ostern war ein großes Thema… wir feiern das Fest immer mit vielen Traditionen. Ich backe Osterlamperl für alle, es gibt einen Kärntner Reindling und eine Osterjause. Heuer kam die Familie nicht zusammen, aber ich wollte zumindest meine Eltern sehen und wir haben sie auf der Terrasse mit Abstand besucht. Adrian (11) wollte erst nicht mitkommen, aus Angst Oma und Opa zu gefährden. Da hab ich ihm erklärt, dass wir ausreichend Abstand halten werden, wir aber auch die Großeltern nicht ganz alleine lassen wollen.
Wie geht es euch heute, also mit dem zweiten Lockdown?
Adrian ist mittlerweile in der Hauptschule. Er ist wieder zuhause im Homeschooling und die Unterstützung ist nicht sehr gut. Ihm fehlt einfach eine Person, die er fragen kann, wenn er sich wo nicht auskennt (also wenn ich in der Arbeit bin). Die Organisation ist sehr mühsam, es gibt, anders als in der Volksschule, viel mehr Lehrer und Ansprechpersonen. So ist es für mich als Elternteil auch schwieriger, die Übersicht über die digitalen Inhalte zu behalten. Wir müssen an meinen freien Tagen das aufholen, was er an den anderen Tagen versäumt hat. Hier würde ich mir mehr Unterstützung seitens der Schule wünschen. Es gibt zwar eine Notbetreuung, aber es wird da nicht individuell auf die Schüler eingegangen.
In der HTL funktioniert das Homeschooling weiterhin super. Es gibt Frontalunterricht und mein Sohn bekommt sogar Vorschläge von seinem Lehrer für einen Online-Turnunterricht. Sein Lehrer schickt ihm Übungen, die er in einer gewissen Zeit zu erledigen hat. Das finde ich ganz toll, denn die Schüler sitzen teilweise 8-10 Stunden täglich vor dem PC und da ist körperlicher Ausgleich wichtig.
In der Arbeit ist weiterhin viel mehr als sonst zu tun – mit gleichem Personalstand – irgendwann ist da einfach die Belastbarkeitsgrenze erreicht.
Hast du Tipps für andere Familien, wie man diese schwierigen Zeiten am besten meistern kann? Wie verbringt ihr Weihnachten?
Den Heiligen Abend verbringen wir alle gemeinsam. Auch meine Tochter, die schon ausgezogen ist, feiert mit. Normalerweise gehe ich in der Vorweihnachtszeit gerne auf einen Adventmarkt. Dort komme ich in Weihnachtsstimmung oder treffe Freunde auf einen Glühwein. Als Ersatz haben wir uns dieses Jahr überlegt, im Garten ein kleines Lagerfeuer anzuzünden und selber Glühwein zu machen.
Tipp: 15 Minuten Weihnachten
Einen Tipp kann ich euch für die Weihnachtszeit noch mitgeben, und zwar wie ihr „15 Minuten Weihnachten“ schenkt.
Das funktioniert so: Ihr sucht euch eine nette Weihnachtsgeschichte (z.B. Der kleine Wichtel), druckt diese auf ein schönes Papier aus, rollt es zusammen und gebt das ganze gemeinsam mit einem Beutel Tee, Keksen, einem Teelicht und z.B. einem selbstgemachten Bratapfelsirup in ein Sackerl und schenkt es einer lieben Person.